"Ein Urteil verlangt Revision"
Die Pogrommordprozesse in Bremen von 1947 bis 1949
Als im Mai 1947 die ehemaligen SA-Mitglieder Wilhelm und Ernst Behring unerwartet milde verurteilt werden, entbricht in Bremen ein Sturm der Empörung. Die Brüder hatten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 den Juden Heinrich Rosenblum in dessen Haus erschossen. Der Umstand, dass der vorsitzende Richter wenige Jahre zuvor noch Mitglied der NSDAP gewesen war und als Richter der NS-Sondergerichte Todesurteile verhängt hatte, erscheint ebenso skandalös, wie die Begründung des Urteils. Es folgen Massenkundgebungen in der Stadt, eine Arbeitsniederlegung der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter, lebhafte Debatten in Senat und Bürgerschaft sowie eine Berichterstattung, die ihresgleichen sucht. Die wichtigste Folge ist gleichwohl eine baldige Justizreform und die Wiedereinführung der Schöffengerichte.
Wenige Monate später, im Januar 1948, werden 19 weitere SA-Männer für die Ermordung von 4 Juden während der Novemberpogrome 1938 verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt ist das öffentliche Interesse an den Prozessen bereits verpufft. Was ist in den wenigen Monaten zwischen den Urteilen passiert? Was hat das Interesse an der Aufklärung der NS-Morde schwinden lassen?
Bis auf einen Täter wurden alle beteiligten SA-Männer bis 1952 begnadigt und freigelassen. Entscheidungen, die von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet und unkommentiert blieben, da schließlich „Gnade vor Recht“ ergehen sollte, für diese „nicht gewöhnlichen Verbrecher“, die „Werkzeuge der eigentlichen Täter“ gewesen seien. Der eigentlichen Täter…
In „Ein Urteil verlangt Revision“ untersucht der Bremer Historiker Hadrien Segond, welche sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren die öffentliche Wahrnehmung auf die Prozesse in den ersten Nachkriegsjahren zunächst in die eine, dann in eine andere Richtung beeinflusst haben. Der Autor zeichnet dabei ein Bild der Politik des Wiederaufbaus, die zwischen Entnazifizierung, Ost-West-Konflikt und der Aktivierung alter Dämonen ihre Mitte suchte und versucht war, mit einiger Arroganz die Uhr auf null zu setzen.
Entstanden ist ein kurzes Stück über das politische und gesellschaftliche Klima im Nachkriegsdeutschland, das vom Schuldbewusstsein, einem letzten Aufbäumen der Antifaschisten und Schlussstrichforderungen erzählt und einige Warnungen an die Gegenwart enthält.
"Ein Urteil verlangt Revision"
HADRIEN SEGOND
2018 - 221 Seiten
Gebundene Ausgabe: AUSVERKAUFT
Digitale Ausgabe: in Bearbeitung
ISBN 2-915436-31-2
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